1.9.2023

Bitte melde dich – bei jedem Talent

Überlastung, Ärger über schlechte Bewerbungen, langes Warten auf Rückmeldungen zu (intern) weitergeleiteten Talenten und vieles: Es gibt viele Gründe, aus denen Recruiter:innen den Kontakt zu Bewerbenden abbrechen. Wir sagen dennoch: Ihr solltet euch unbedingt bei allen Talenten zurückmelden. Tut ihr das nicht, gefährdet ihr eure Position auf dem Arbeitsmarkt. In diesem Beitrag erklären wir, wie wir zu dieser Einschätzung kommen.

Wenn sich jemand plötzlich nicht mehr meldet

Jede:r kennt Chats, die in etwas so ablaufen:

A: (13.05): Wie wäre es mit einem Kaffee morgen Mittag?

A: (14.35): ?

A: (16.40): ???

B: ...

Hast du so etwas schonmal erlebt? Du wartest auf Antworten – so schnell wie möglich. Und dann kommt… nichts.

Ungeduld kommt auf, vielleicht etwas Wut. Manche Menschen neigen dann dazu nachzufragen – bisweilen nervig.

Andere üben sich in Selbstkontrolle, aber schön ist das Gefühl, keine Antwort zu erhalten, definitiv nicht.

Das gilt auch im Recruiting; für Bewerbende wie Firmen. Blicken wir auf die Seite der Arbeitnehmer:innen: Bewerbende nehmen sich Zeit, eure Stellen zu lesen, Bewerbungsunterlagen auszufüllen und sich mit euch in Verbindung zu setzen. Da ist es nur gerechtfertigt, wenn sie eine zeitnahe Antwort erwarten, oder?

Falls diese ausbleibt, sprechen wir im Recruiting von Ghosting.

Der Geist geht um – von unsichtbaren Bewerber:innen und Recruiter:innen

Beim Ghosting bricht eine Partei jedwede Kommunikation mit einer anderen Partei ab – ohne Erklärung und urplötzlich. Auch im Recruiting kommt das immer häufiger vor. Bewerbende brechen ihre Zelte dabei genauso ab wie Personalverantwortliche. Allerdings: Die Ghosting-Folgen für Unternehmen sind meist deutlich größer als für Arbeitnehmer:innen.

Bewerbenden-Ghosting – wie du mir, so ich dir?

Vorab: Wir verstehen, warum sich Recruiter:innen gelegentlich nicht bei Bewerbenden melden. Zu lange Recruitingprozesse und Überlastung in HR-Abteilungen sorgen dafür, dass immer mal eine Bewerbung durchrutschen kann. Und dann ist da noch das teils unverschämte Verhalten von Talenten, die euch ghosten… Das ist ärgerlich, keine Frage. Doch wir müssen uns schon fragen: Wollen wir an dieser Stelle Gleiches mit Gleichem vergelten? Schlechte Bewerbungen gar nicht beantworten oder Kandidat:innen wochenlang im Unklaren lassen?

Wir sind sicher: eigentlich nicht. Mit Blick auf die Konsequenzen von Bewerbenden-Ghosting wird dieses eigentlich nicht übrigens ganz schnell zu einem definitiv nicht.

Ihr sprecht nicht mit Talenten? Das spricht sich rum.

Zuallererst: Brecht ihr die Kommunikation zu Bewerbenden ab oder meldet euch gar nicht, habt ihr mit einem Imagerisiko zu tun. Gleichzeitig verspielt ihr Recruitingchancen und sammelt Kosten für Stellenanzeigen, Content und Co. an. Leiten wir das kurz her:

  1. Egal um wen es geht: Auch nicht-passende Kandidat:innen sprechen über euren Bewerbungsprozess. Die Folge bei fehlender Rückmeldung: negative Auswirkungen auf eure Arbeitgebermarke.
  2. Kandidat:innen sind oft nur kurz auf dem Markt. Vielleicht wollen sie zu dir, aber wenn sie nichts von euch hören, entscheiden sie sich doch anders.
  3. Die Vorbemühungen, um Kontakte zu erhalten, kosten Geld und Zeit. Sie sind verschwendet, wenn du Talente zu lange warten lässt.

Zusammengefasst: Auch im Recruiting gibt es Mund-zu-Mund-Propaganda, nicht nur im Marketing. Seid euch dessen bewusst und behandelt Kandidat:innen mit Respekt. Anders ausgedrückt:

Bitte meldet euch bei jedem Talent und genießt die Vorzüge dieses Verhaltens.

Miteinander reden – wie ihr mit Bewerbenden in Kontakt bleiben könnt

Dass es keine Raketenwissenschaft ist, einem einzelnen Talent zu schreiben – logisch. Bei 100 Bewerbungen pro Woche sieht das anders aus. Der Aufwand der Kommunikation aber lässt sich reduzieren:

Bastelt euch Textvorlagen oder erstellt automatische Mailings, in denen ihr erklärt…

  • wo ein Talent im Bewerbungsprozess steht und wie es weitergeht,
  • warum eine Rückmeldung eventuell länger dauert als gedacht
  • ob sich Kandidat:innen noch Hoffnungen auf die Stelle machen können.

Der Aufwand dafür kann gut und gerne marginal sein, das Ergebnis ist in jedem Fall positiv.

Zu welchen Anlässen ihr euch bei Talenten melden könnt

Bestenfalls habt ihr einen flüssigen Bewerbungsprozess und Kandidat:innen warten nie länger als zwei bis sieben Tage auf den nächsten Schritt. Das ist selbstverständlich nicht immer möglich. Binnenkommunikation bietet sich dann an folgenden Stellen an:

  1. Bestätigung des Bewerbungseingangs (mit Info, wie lange es bis zum nächsten Kontakt dauert)
  2. Rückmeldung nach einem möglichen Vorstellungsgespräch (bitte auch bei pluralen Interviews oder Assessments wiederholen)
  3. Bei jeder Verzögerung im Prozess, bspw. wenn eine Bewerbung länger als eine Woche unbearbeitet rumliegt)
  4. Absage, sobald ihr euch gegen ein Talent entschieden habt

Wie gesagt: Nutzt dazu gerne E-Mail-Templates oder Autonachrichten – Hauptsache ihr kommuniziert. Bewerbende werden es euch danken und ihr erhöht eure Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Zusammenfassung

Ghosting ist ein weit verbreitetes Phänomen im Recruiting. Das ist verwunderlich, denn wenn Kandidat:innen lange auf Rückmeldungen warten, hat das viele negative Folgen für Firmen. Deshalb sagen wir: Bleibt bis zum Ende des Bewerbungsprozesses mit jedem Talent in Kontakt.

Sven Deckert

Gründer und Geschäftsführer

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