28.2.2023

Hilfe, meine Bewerber:innen testen nur ihren Marktwert

80 % aller Bewerber:innen sind Teil des passiven Bewerbermarkts. Das macht sich auch in Vorstellungsgesprächen bemerkbar: Immer mehr Kandidat:innen kommen erstmal nur zu Arbeitgebern, um ihren Marktwert auszuloten. Wie du damit umgehen solltest? Erfährst du hier.

Dienstag, 9.15 Uhr: Ein Vorstellungsgespräch steht an. Du sitzt mit drei Kolleg:innen zusammen.

Ihr schaut euch den Lebenslauf des Bewerbers an, diskutiert. Um 9.30 Uhr tritt er ein. 

Die Vorstellungsrunde beginnt. Ihr erzählt, wer ihr seid und verliert 2, 3 Sätze zu eurem Unternehmen. Jetzt ist der Bewerber dran. Er wirkt ruhig, fast gelangweilt. Mitten im Gespräch fällt folgender Satz – nicht gerade an einer passenden Stelle:  

„Also, ich habe schon das ein oder andere Vorstellungsgespräch hinter mir. Daher möchte ich gerne zu einem wichtigen Punkt kommen: Was bieten Sie mir finanziell und auf welche Zusatzleistungen darf ich zählen?“

Oh je, so war das sicher nicht geplant! Wieder ein Bewerber, der nur seinen Marktwert testen möchte. Und jetzt? 

Ok, wir geben zu, dass diese Situation eventuell etwas überspitzt ist. Dennoch lohnt sich ein Blick darauf, wie Firmen mit Marktwerttestenden umgehen können.  

Warum Bewerber:innen ihren Marktwert heute testen können:
Qualifizierte Fachkräfte haben auf dem Arbeitsmarkt die Qual der Wahl.

Vielleicht hast du auch schonmal Bewerber:innen ertappt, die den Arbeitsmarkt durchgehen, um ihren Wert zu ermitteln. Verwunderlich wäre das nicht. Doch bevor wir im Text weitermachen: Wir finden es wichtig, Verständnis für die Situation von Bewerber:innen aufzubringen. 

Der Arbeitsmarkt ist zum Bewerbermarkt geworden – wer heute nach einer Stelle sucht, hat ein reichhaltiges Angebot vor sich. Gleichzeitig ist das Bewerben deutlich einfacher geworden. 

Wer möchte es Bewerber:innen da verübeln, wenn sie sich mehrfach zu Vorstellungsgesprächen begeben? Oder einfach mal ein Bewerbungsgespräch einstreuen, obwohl sie in ihrem aktuellen Job gar nicht allzu unzufrieden sind? Eigentlich niemand – auch wenn das für dich als Recruiter:in oder Geschäftsführer:in natürlich sehr ärgerlich ist. 

Ein Gedanke hilft in jedem Fall, mit diesem Phänomen umzugehen: 

„Ich kann nur Personen einstellen, die ich in einem Vorstellungsgespräch habe.“ 

Sind wir ehrlich: Es mangelt an den allermeisten Stellen an Bewerber:innen. Und ein Vorstellungsgespräch ist ein Vorstellungsgespräch. Also: Warum nicht um Bewerbende kämpfen, auch wenn sie offensichtlich nur für einen Marktvergleich vorbeigekommen sind? 

Dass dieser Gedanke nicht leicht zu denken ist, verstehen wir übrigens vollkommen.

Warum der Marktwerttest von Bewerbern nervt:
Recruiting kostet Geld und Zeit, genau wie Auswahlprozesse und Vorstellungsgespräche.

Kommen wir zur Einleitung dieses Kapitels zurück: Drei Personen sitzen in einem Bewerbungsgespräch – das kostet Zeit und Geld. Damit nicht genug: Auch die Akquise des Bewerbers hat Budget verschlungen. Jetzt ist er endlich bei euch und entpuppt sich als latent wechselwillig. Ärgerlich – genau genommen mehr als das. 

Dennoch ist er jetzt immerhin vor Ort– warum die Zeit dann nicht sinnvoll nutzen? Wir empfehlen: Begreife den Marktwerttest von Bewerbenden als Chance.

Das Beste aus der Situation machen:
Erfahre, was Bewerber:innen wirklich wollen und gewinne motivierte Kräfte für dich.

Mit der richtigen Strategie kannst du dabei gleich drei Ziele erreichen…

1. Erfahre, was Bewerber:innen wirklich wollen: 

Ein Marktwerttest im Vorstellungsgespräch verändert das Bewerbungsgespräch massiv. Du kannst an dieser Stelle das eigentliche Skript zur Seite legen. Das Gute: Bewerbende, die nach Informationen zu ihrem Marktwert suchen, wissen, was sie wollen. Also: Warum fragst du nicht genau danach: „Was wünschen Sie sich denn von Ihrem neuen Arbeitgeber?“

Die Antworten darauf sind bei Marktwerttestern vermutlich authentisch und bieten euch jede Menge Einblicke in den Bewerbermarkt. Nutzt sie, um eure Zielgruppendefinition zu optimieren. 

2. Teste die Attraktivität deiner Arbeitgebermarke:

Wenn Bewerbende ihre Wünsche geäußert haben, kannst du einen kleinen Gegen“marktwerttest“ durchführen. Bitte sie oder ihn einfach darum, Feedback zu eurer Arbeitgebermarke zu geben. Folgendermaßen kannst du das einleiten: „Danke, jetzt wissen wir, wonach Sie suchen. Ein Vorschlag: Ich stelle uns, die Vorteile für unserer Mitarbeitenden und die Vorteile der Stelle, auf die Sie sich beworben haben, kurz vor. Dann können Sie uns gerne sagen, ob das Ihren Vorstellungen entspricht.“

Die Antworten der Bewerber:innen zeigen euch, welche Teile eurer Arbeitgebermarke gut ankommen und wo ihr nachbessern könnt. 

3. Überzeuge Top-Bewerbende von dir, indem du dich auf Marktwerttester:innen vorbereitest. 

Zu guter Letzt ist eine Sache nicht auszuschließen: Dass ihr durch den Fokus auf die Wünsche der Bewerbenden und die Attraktivität eurer Arbeitgebermarke tatsächlich neue Mitarbeitende gewinnt. Denn wenn wir ehrlich sind: Ein Vorstellungsgespräch muss nicht unbedingt unternehmerische Selbstbeweihräucherung oder ein reiner Bewerber:innentest sein. Mit einem Plan B in der Tasche kannst du das Vorstellungsgespräch in die richtige Richtung lenken – auch für Marktwerttestende.  

Ein besonders positiver Nebeneffekt: Überzeugte Marktwerttestende sind später loyale Mitarbeitende. Zufriedenheit und längere Betriebszugehörigkeit sind in der Regel die Folgen.

Sven Deckert

Gründer und Geschäftsführer

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